Die Wiedereingliederung ist ein Prozess, der Beschäftigte nach einer längeren Krankheit schrittweise an ihre Arbeit heranführt. Ziel ist es, die Rückkehr in den Arbeitsalltag zu erleichtern und die vollständige Arbeitsfähigkeit langfristig wiederherzustellen.
Wann wird eine Wiedereingliederung notwendig?
Eine Wiedereingliederung kommt infrage, wenn:
- Eine Erkrankung die Arbeitsfähigkeit für längere Zeit eingeschränkt hat.
- Der behandelnde Arzt bestätigt, dass eine schrittweise Belastung möglich und sinnvoll ist.
- Der Mitarbeitende sich bereit erklärt, am Wiedereingliederungsprogramm teilzunehmen.
Typische Auslöser sind psychische Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Probleme oder orthopädische Beschwerden.
Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) und Wiedereingliederung (das Hamburger Modell)
Wenn Mitarbeitende längere Zeit arbeitsunfähig waren, sollte geprüft werden, ob Maßnahmen am Arbeitsplatz helfen können, ein erneutes Krankheitsrisiko zu minimieren. In manchen Fällen ist es nach einem Unfall oder einer Erkrankung nicht mehr möglich, die bisherige Tätigkeit auszuüben. Dann sollten Arbeitgeber, Betriebsarzt und die betroffene Person gemeinsam nach einer passenden Lösung suchen – beispielsweise durch einen Arbeitsplatzwechsel innerhalb des Unternehmens.
Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)
Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) ist im Sozialgesetzbuch (SGB IX) geregelt und greift, wenn Mitarbeitende innerhalb eines Jahres mehr als sechs Wochen arbeitsunfähig waren – unabhängig davon, ob am Stück oder in mehreren Zeiträumen. Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, ein BEM anzubieten, um die Arbeitsfähigkeit langfristig zu sichern und weiteren Ausfällen vorzubeugen. Dabei können unter anderem Maßnahmen zur Arbeitsplatzanpassung, Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben oder medizinische Rehabilitationsmaßnahmen unterstützen.
Stufenweise Wiedereingliederung – das Hamburger Modell
Neben dem BEM gibt es die stufenweise Wiedereingliederung gemäß § 74 SGB V, auch als „Hamburger Modell“ bekannt. Diese ermöglicht eine schrittweise Rückkehr in den Arbeitsalltag, indem Betroffene zunächst mit einer reduzierten täglichen Arbeitszeit starten – etwa zwei Stunden pro Tag. Die Arbeitszeit wird dann je nach gesundheitlicher Entwicklung über mehrere Wochen oder Monate erhöht.
Dauer der Wiedereingliederung
Die Dauer der stufenweisen Wiedereingliederung variiert je nach individueller Belastbarkeit und kann zwischen sechs Wochen und sechs Monaten liegen. Sie richtet sich nach der vereinbarten täglichen Arbeitszeit und deren schrittweisem Ausbau entsprechend der Leistungsfähigkeit der betroffenen Person.
Wie funktioniert die Wiedereingliederung?
Der Prozess wird individuell auf die gesundheitliche Situation des Mitarbeitenden abgestimmt und beinhaltet folgende Schritte:
- Ärztliche Empfehlung:
Der behandelnde Arzt erstellt einen Wiedereingliederungsplan mit konkreten Arbeitszeiten und Belastungsstufen. - Einverständnis der Beteiligten:
Arbeitgeber und Mitarbeitender müssen dem Plan zustimmen. - Schrittweise Belastung:
Die Arbeitszeit und die Anforderungen werden sukzessive erhöht, um eine Überlastung zu vermeiden. - Regelmäßige Rücksprache:
Arzt und Unternehmen prüfen gemeinsam, ob Anpassungen notwendig sind.
Hinweis: Während der Wiedereingliederung gilt der Mitarbeitende weiterhin als arbeitsunfähig und erhält Krankengeld oder andere Leistungen.
Vorteile der Wiedereingliederung
Die schrittweise Rückkehr zur Arbeit bietet sowohl Arbeitnehmern als auch Unternehmen Vorteile:
- Für Arbeitnehmer:
- Schonender Übergang in den Berufsalltag.
- Vermeidung von Überforderung.
- Unterstützung durch Arbeitgeber und medizinisches Fachpersonal.
- Für Arbeitgeber:
- Reduktion von Fehlzeiten durch nachhaltige Gesundung.
- Förderung der Mitarbeiterbindung durch Unterstützung in schwierigen Zeiten.
- Positives Signal für das betriebliche Gesundheitsmanagement.
Fazit
Die Wiedereingliederung nach einer Krankheit ist eine wertvolle Maßnahme, um Mitarbeitenden eine nachhaltige Rückkehr in den Beruf zu ermöglichen. Unternehmen profitieren von einer stärkeren Mitarbeiterbindung und reduzierten Ausfallzeiten. Wichtig ist eine offene Kommunikation zwischen Arbeitgeber, Arbeitnehmer und medizinischen Fachkräften, um den Prozess erfolgreich zu gestalten.